Meine Gedanken kreisten eigentlich um den Wert von Kunst und darum, ob man Kunstwerke in unsicheren Zeiten als Geldanlage in Erwägung ziehen sollte. Gerade hatte ich von jemandem gehört, der sein Geld in Kunst anlegte, da er die Inflation fürchtete. Besser nicht, dachte ich. Viel zu unsicher. Denn wonach bemisst sich der Wert eines Kunstwerkes? Für den einen ist es absoluter Schrott, für den anderen aber vielleicht nicht weniger, als eine manifestierte Offenbarung. Kunst ist Spekulationsobjekt, Künstler werden gehypt, wenn sie Glück haben und wenn nicht, können sie die schönsten Bilder malen und doch keinen Cent verdienen. Der Preis von Kunst ist komplett entkoppelt von rationalen Kriterien, so scheint es doch. Wer würde in schwierigen Zeiten einen doch eher magischen Preis für einen Gegenstand zahlen, den andere zum verfeuern nutzen würden?

Ganz anders verhält es sich mit Silber oder Gold. Am Wert von Edelmetallen lässt sich nunmal nicht rütteln. Deren Vorkommen sind begrenzt, der Kurs mag schwanken, aber das liegt ja eher am Geld, als am Gold. Denn wenn immer mehr Geld im Umlauf ist, muss dessen Wert dann nicht zwangsläufig sinken? Wie kann es überhaupt sein, dass der Wert des Geldes aktuell noch nicht ins bodenlose fällt, nachdem doch immer mehr davon in den Kreislauf gepumpt wird? Wieso funktioniert unser Geld überhaupt noch, obwohl es längst keinen substanziellen Gegenwert mehr dafür gibt? Fort Knox hat ja schon seit den 70ern ausgedient. Seitdem wird munter Geld gedruckt, wenn es gerade mal gebraucht wird. Oder wie läuft das?

In der Finanzkrise wurden zur Schadensbegrenzung Bad Banks erfunden. Wenn ich das richtig verstanden habe, wurden in ihnen Unsummen an Geld begraben, verloren haben in erster Linie geprellte Anlieger, aber das System hat irgendwie doch überlebt. Verstanden habe ich das noch nie und so richtig erklären konnte es mir bislang auch noch niemand. Genausowenig, wie das Konzept von Kryptowährungen. Außer, dass für dessen Mining enorm viel Energie verschwendet wird, kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen, worin in einer Aneinanderreihung von Rechenoperationen der Wert bestehen soll. Ist das Ganze nicht irgendwie eigentlich ein schlauer Betrug? Implodiert das Ganze in dem Moment, in dem keiner mehr daran glaubt?

Und nun wird diskutiert, ob wir überhaupt noch Bargeld brauchen. Geld wäre also nur noch digital vorhanden, mit all den damit verbundenen Unsicherheiten. Ohne Technik, ohne Smartphone ginge dann zwangsläufig gar nichts mehr. Was passiert dann eigentlich mit den Menschen, die auf der Straße leben und vorm Edeka um einen Euro oder zwei bitten? Geben wir dann auch noch den letzten Rest an Verfügungsgewalt über unser Geld in die Hände des Staates und der Banken? Kann man das wollen, angesichts der Verflechtungen von Technik und Kapital? Was, wenn der Staat anfängt, Bedingungen an die Herausgabe von Geld zu knüpfen? Jetzt komm‘ mir keiner mit, neinnein, der Staat würde so etwas doch nie machen. Warum sollte er? Nun, zum Beispiel, um „Abweichler“ auf Spur zu bringen vielleicht? Dass sich die Meinungen darüber, wer zu maßregeln ist, sehr schnell in unerwartete Richtungen ändern kann, haben wir im Zuge der Corona Debatte erlebt und seit Kriegsbeginn wird weiter daran geschraubt, den Begriff „Feind der Demokratie“ großzügig auszulegen.

Mit diesen Gedanken ging ich also eine Weile schwanger und im Laufe dieses Prozesses fragte ich mich irgendwann, warum wir Geld eigentlich immer vom Sachwert her denken. Wie wäre es also, wenn nicht ein Sachwert den Wert von Geld bestimmen würde, sondern Zeit?

An diesem Punkt steckte ich dann eine Weile fest. Der Wert des Geldes könnte dem Zeitaufwand für dessen Herstellung entsprechen. Ganz einfach, indem damit eine Aufgabe verbunden wäre, für deren Erledigung man eine einigermaßen fest umrissene Anzahl an Minuten benötigen würde. Und das Ergebnis dieses Aufwands, das wäre dann das neue Bargeld. Ich fand den Gedanken spannend, aber wirklich weiter gebracht hat er mich erstmal nicht. Wie sollte das gehen, in der Praxis? Und dann eines Morgens im Halbschlaf kam mir die Idee: Man könnte Scheine drucken, mit Feldern, die auszufüllen sind. Mit einzelnen Strichen. Jeder kann schnell viele einzelne Striche mit einem Kuli machen, aber auch, wenn man sich beeilt, braucht man dafür eine Weile. Das Ergebnis wären dann Geldscheine, jeder ein Unikat und jeder dem Wert entsprechend, den man gebraucht hat, um ihn mit Strichen zu füllen. Zehn Minuten Aufwand entsprächen dann zehn Einheiten der neuen Währung.

Das schöne daran: Jeder kann sein eigenes Geld produzieren. Dennoch wäre die Herstellung mengenmäßig begrenzt. Selbst, wenn man den ganzen Tag mit Stricheln verbringen würde, könnte man dabei nicht reich werden.

Als Name für die neue Währung kam mir spontan Minuti in den Sinn, was ja naheliegt. Allerdings gibt es bereits ein Minuto Projekt, das auch Arbeitszeit als Tauschwert nutzt, im Detail aber ganz anders funktioniert. Nach ein paar Tagen stand mein Entschluss fest: Die neue Währung sollte Dash heißen. Das klingt fast genauso, wie Cash und dash ist unter anderem das englische Wort für Strich. Passte also. Leider gibt es bereits eine Kryptowährung mit demselben Namen, wenn auch eine wenig erfolgreiche. Also habe ich den Namen zu Dashies modifiziert. Das klingt doch auch gleich viel freundlicher.

Wenn jetzt noch genügend Menschen die neue Währung akzeptieren, könnte es losgehen.

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